Die meisten Zellen in unserem Körper sind keine menschlichen. Das Mikrobiom befindet sich überwiegend im Magen-Darm-Trakt und macht ca. 1-2 Kilo unseres Körpergewichts aus. Es besteht aus über 100.000 Milliarden Bakterien die in einer komplexen Wechselwirkung mit unserem Körper stehen. Ohne diese Mikroorganismen wären wir Menschen nicht lebensfähig.
Dieses eigene Ökosystem produziert Vitamine, bildet eine Barriere gegen schädliche Bakterien und unterstützt die Entwicklung und Funktion von Immunzellen. Es unterstützt die Absorption von Mineralstoffen, wirkt entzündungshemmend und regt die Bildung von Hormonen an.
Forschungsergebnisse legen nahe, dass das Mikrobiom auch Einfluss auf unsere Psyche und damit auf unser Verhalten hat und somit neben Kopf- und Bauchhirn vielleicht sogar ein drittes Hirn darstellt.
Ein Ungleichgewicht dieser wichtigen Darmbewohner, bekannt als Dysbiose wird mit verschiedenen Krankheiten in Verbindung gebracht, darunter entzündliche Darmerkrankungen, Adipositas, Diabetes, Allergien und sogar psychische Störungen, wie Depressionen.
Ein internationales Forscherteam fand nun heraus, dass nicht nur der Einfluss unserer Nahrung, die prä-und probiotische Anteile wie z.B. Joghurt, Gemüse, Fermentiertes enthalten soll, die Zusammensetzung der Darmbakterien beeinflusst, sondern offensichtlich auch das geografische Gebiet in dem wir leben. In Industrieländern wird die Übertragung von Erregern unter anderem durch bessere hygienische Verhältnisse und Trinkwasserkontrollen verhindert. Dennoch sind die oben genannten Erkrankungen in diesen Gegenden viel stärker verbreitet als in Ländern deren Einwohner noch traditionellen Lebensweisen nachgehen. Dies verdeutlicht der Vergleich mit Naturvölkern, die sich hauptsächlich pflanzlich ernähren. In einer Studie verglich man die Darmbakterien von Menschen aus Papua-Neuguinea mit denen von US Amerikanern und fand heraus, dass bei den Amerikanern die Artenvielfalt dieser Bakterien viel geringer war. Es fehlten 50 Keimarten komplett! Man machte dies nicht nur am erhöhten Fleischkonsum der Amerikaner fest, der zu Darmentzündung bis hin zu Darmkrebs führen kann, sondern fand heraus, dass offensichtlich auch der direkte Kontakt von Mensch zu Mensch bei der Aufrechterhaltung der Artenvielfalt der Darmbakterien eine große Rolle spielt. Auf diese Weise können bei den Naturvölkern, die einen viel engeren Kontakt miteinander pflegen bestimmte Bakteriengruppen, die für eine intakte Abwehr wichtig sind ausgetauscht werden.
Es spricht also vieles dafür auch in unserer heutigen, schnelllebigen, kontaktarmen Zeit den Handschlag, die Umarmung, schlichtweg die Nähe zueinander nicht aufzugeben, sondern zu pflegen.